Sozialwissenschaftliches gymnasium

Einblick in den Alltag von Psychotherapeuten und die Geheimnisse der menschlichen Psyche

„Was machen Psychoanalytiker*innen eigentlich den ganzen Tag? Und glauben sie wirklich alles, was Freud an Expertentum hinterlassen hat?“, diese und andere Fragen beschäftigen die Eingangsklasse des sozialwissenschaftlichen Gymnasiums während ihrer Exkursion im Fach Psychologie.

In der psychotherapeutischen Gemeinschaftspraxis in Stuttgart-Bad Cannstatt, wo unter anderem auch Diplom-Psychologe Stefan Schubkegel psychoanalytische Psychotherapie für Erwachsene anbietet, finden die Schüler*innen einige Antworten.

Das Praxiszimmer des Psychologen lädt beim Eintreten zum Verweilen ein; es ist schlicht eingerichtet, mit zwei bequemen Stühlen, die sich gegenüberstehen, sowie wenigen, sorgfältig ausgewählten Einrichtungsgegenständen.

Die Schüler*innen hielten natürlich Ausschau nach der berühmten Couch, die stets mit Freud in Verbindung gebracht wird. Schubkegel erklärte dazu: „Es gibt bei uns eine Couch in einem anderen Praxiszimmer, allerdings nutze ich sie nicht für jede meiner Sitzungen. Sie kann für das freie Assoziieren eingesetzt werden, damit Klient*innen während des Gesprächs von meiner Anwesenheit nicht abgelenkt werden.“

Die berühmte Couch. Bildquelle: https://www.freud.org.uk/about-us/the-house/sigmund-freuds-famous-psychoanalytic-couch/


Von Freudschen Instanzen bis zum Eisbergmodell

Mit seiner freundlichen Art lockert der Therapeut die Gesprächsrunde auf, und die Schüler stellen viele Fragen, unter anderem dazu, wie das Eisbergmodell* mit Freuds Persönlichkeitsinstanzen zusammenhängt.

Gut zu wissen: Freuds Persönlichkeitsinstanzen (Strukturmodell der Psyche) sind das Es, das Ich und das Über-Ich, die unterschiedliche psychische Funktionen repräsentieren und den inneren Konflikt zwischen Trieben, Realität und moralischen Normen beeinflussen.

Das Eisbergmodell ist eine metaphorische Darstellung der Psyche, bei der das Bewusstsein (Ich) die Spitze des Eisbergs darstellt, während das Unbewusste (Es und Über-Ich) unter der Wasseroberfläche liegt.

Es handelt sich um eine wichtige Frage, wie der Psychologe erklärt, wenn man bedenkt, dass über 95 Prozent des menschlichen Verhaltens und unserer Entscheidungen durch das Unterbewusstsein gesteuert werden – jenen Teil des Eisbergs, den man aufgrund der Meerestiefe nicht mehr sehen, sondern nur erahnen kann.

Schubkegel führt weiter aus: „Die Instanz des Es wird eher dem Unterbewusstsein zugeordnet, da wir letztendlich nicht genau sagen können, was unser Verhalten tatsächlich steuert. Das Es repräsentiert unsere unterbewussten Triebe wie Gelüste, Phobien und Ängste. Die Komplexität unserer Psyche steigt, wenn man bedenkt, was in unserem Leben bereits passiert ist und lange zurückliegt. 

Manche Dinge können wir durch Nachdenken ins Bewusstsein hervorholen, ins 'Vorbewusste', während es auch Erlebnisse gibt, an die wir uns nicht mehr erinnern können und für die wir beispielsweise unsere Eltern befragen müssten, um herauszufinden, was wir in unserer frühen Kindheit erlebt haben. In diesen frühen Erfahrungen liegen oft die Ursachen für Kummer und Ängste, die uns auch heute im Alltag beeinträchtigen können.“

Träume und Traumata

Die ruhige Gesprächsatmosphäre lädt die Runde ein, immer wieder selbst in die eigene Kindheit zu reisen und die Erinnerungen zu reflektieren. Nach einigen weiteren Fragen rund um das Thema Träume und deren Bedeutung, war die Neugier sehr groß, ob Schubkegel sich auch mit traumatischen Erlebnissen und komplexeren Störungsbildern im Alltag auseinandersetzt.

Die traurige Erkenntnis ist, dass Eltern, die selbst Traumata erlebt haben, oft Verhaltensweisen zeigen, die ebenso traumatisieren können. Ein Fakt, der bei den Schüler*innen noch lange nachhallt und emotional aufwühlt.

Als Fazit kann also festgehalten werden: Die Seele des Menschen ist so weit wie das Universum.